Unternehmer ersetzte Betriebsrat durch Verantwortung der MitarbeiterInnen!

Der niederländische Unternehmer Gerard Endenburg entwickelte in seinem Elektronikunternehmen ein Modell der Mitarbeitereinbindung, dass in seiner Folge den Betriebsrat obsolet gemacht hat. Das Unternehmen ist damit nicht allein geblieben, inzwischen gibt es viele Nachahmer. Solcherart gestaltete Unternehmen behalten ihre Linienstrukturen für das Alltagsgeschäft, ergänzen aber beispielsweise Bereichsstrukturen mit Gremien aus allen BereichsmitarbeiterInnen, die gemeinsam für ihren Bereich, über Strategie, Budget, Qualitätssicherung, Personal, etc. entscheiden. MitarbeitervertreterInnen sitzen stimmberichtigt gemeinsam mit der Bereichsleitung in der BereichsleiterInnenbesprechung. Das Unternehmen wurde damit sehr effizient.

Endenburg Elektronichs ist heute ein Betrieb der den MitarbeiterInnen gehört. Gerard Endenburg widmet sich nur noch dem Soziokratischen Zentrum, dass diese Organisationsmethode ausbreiten will und der Lehre an der Universität.

Warum soll sich ein Geschäftsführer damit beschäftigen wann und wie in welchem Organisationsbereich gereinigt wird? Gar nicht, so eine der Erzählungen über die Motive von Herrn Endenburg sich mit Entscheidungsfindung zu beschäftigen. Das sollen jene vereinbaren, die das auch betrifft. Die Verteilung von Macht, also der Möglichkeit zu gestalten, ist wichtiges Motiv des Modells.

Vereinfacht gesagt, behält das Unternehmen seine lineare Struktur, ändert aber Entscheidungswege und Entscheidungskompetenzen nach der Prämisse, dass immer jene in ihrem Einflussbereich Entscheiden sollen, die es auch betrifft. Alle anderen Maßnahmen dienen dieser Prämisse oder helfen dieser zu entsprechen.

Ein Beispiel: Die Marketingabteilung bildet aus allen MitarbeiterInnen ein Gremium das sich etwa alle acht Wochen trifft. Dieses Gremium legt anhand eines vorgegeben Rahmens selbst fest, was die Strategie für den Bereich beinhaltet, wie das Budget ausgegeben wird, welche MitarbeiterInnen angestellt werden, wer dieses Gremium außer der Leitungsperson in die Bereichsleitungsbesprechung vertritt, etc. Es werden also die Grundlagen für die Arbeit nicht von der Leitungsperson, sondern vom Team gemeinsam festgelegt. Damit dies nicht zu endlosen Debatten führt, werden wichtige Themen im kleinen Unterkreis vorbereitet und es gilt das Prinzip Konsent. Dies besagt, dass wenn niemand aus der Runde einen schwerwiegenden Einwand gegen eine Entscheidung hat, wird diese getroffen. Nicht alle müssen begeistert sein, aber die Entscheidung zumindest nicht verhindern wollen. Das sorgt für Geschwindigkeit. Die Identifikation und die Motivation steigen gleichzeitig mit den Anforderungen an die MitarbeiterInnen an. Die hierarchisch bestimmte Leistungsperson ist an diese Entscheidungen gebunden. Wie und in welchem Rahmen diese Person im Alltag ihre Entscheidungen in der Linie vertritt, legt auch das Gremium fest. Eine weitere Person wird vom Bereich in einer offenen Wahl bestimmt, um die Bereichsinteressen gemeinsam mit der Leitungsperson in die nächste Ebene zu vertreten. Das Konzept verändert klassische Entscheidungsstrukturen und stellt diese auf eine breite Fläche. Die MitarbeiterInnen müssen sich andererseits auch mit den anstehenden Themen beschäftigen.

Dieses Modell gilt für alle Ebenen der Organisation, vom obersten Gremium bis zum operativen Team. Es bietet nicht nur Interessierten an Demokratie eine fundierte Basis, für Soziokratie gibt es eigene Normen die streng einzuhalten sind.

Die 4 soziokratischen Basisregeln

Konsentprinzip

Gibt es keinen schwerwiegenden Einwand gegen einen Beschluss, wird dieser angenommen. Abstimmung erfolgt dadurch, dass jede/r reihum die eigene begründete Entscheidung ausspricht.

Kreisstruktur

Kreise (stehen für organisatorische Einheiten) treffen innerhalb ihrer Grenzen autonom ihre Grundsatzentscheidungen. Durch die begründete persönliche Entscheidung trägt jede/r zur Entscheidungsfindung bei.

Doppelte Verknüpfung der Kreise

Jeweils zwei Personen nehmen an beiden Kreissitzungen (im eigenen Kreis und im hierarchisch höheren Kreis) teil. Eine Person wird vom nächst höheren Kreis ernannt (Leitung), eine Person wird aus dem eigenen Kreis gewählt.

Offene Wahl von Funktionen

Die Soziokratie hat ein eigenes zweistufiges Wahlverfahren entwickelt. Jede KreisteilnehmerIn macht einen Vorschlag welche Person weshalb die zur Debatte stehende Funktion wahrnehmen sollte. Wenn alle gehört wurden, startet die zweite Stufe. Alle können aufgrund des gehörten ihre Meinung ändern. Es wird gewählt. Die Gruppe entscheidet, wenn es keinen schwerwiegenden Einwand dagegen gibt.

Weiterführende Links:
www.soziokratie.at

www.soziokratie.org

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